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gregor stehle

Raum ist Beziehung.

Raum als Erregungsfeld. Was ist ein Bild? Was ist Raum? Und was bleibt, wenn beides sich auflöst? Die Malerei von Gregor Stehle ist eine radikale, fast provozierende Antwort auf diese Fragen. Sie ist kein Bild im klassischen Sinne, sondern eine Resonanzfläche, eine Störung, eine Präsenz. Die Arbeiten des Künstlers scheinen dem westlichen Kanon der Malerei auf eigensinnige Weise zu entwischen. Und doch sind sie ihm tief verpflichtet: Denn Stehle operiert mit den Werkzeugen des Denkens, der Reduktion und der Philosophie. Seine Kunst ist eine Philosophie mit anderen Mitteln, eine Phänomenologie des Spürens, ein Erforschen der Leere. Eine Spaziergang im Nichts. „Attraktorale Kunst“ nennt der Kurator der Galerie diese Praxis – ein Kunstwort, das sich dem mathematischen Begriff des „Attraktors“ entlehnt und ihn gleichzeitig sprengt. In seiner Welt entstehen Räume nicht durch Volumen, sondern durch Beziehung. Ein Punkt, eine Linie, eine Fläche – sie stehen nicht einfach auf der Leinwand. Sie machen das, was sie berühren, zu einem Beziehungsraum. Und sie machen damit die Malerei zu einem Ereignis, das Raum stiftet, wo zuvor nur Fläche war. Die Frage ist also nicht mehr, was Kunst darstellt, sondern was sie im Betrachter auslöst, in Bewegung setzt, öffnet. Stehles Bilder funktionieren wie Resonanzkörper für eine neue Art von Wahrnehmung – nicht objektiv, nicht psychologisch, sondern atmosphärisch.

Die 10 Jahre, die Gregor Stehle in einem Zen-Kloster in Frankreich verbrachte, sind nicht biografische Fußnote, sondern Teil seines künstlerischen Denkens. Sie bilden das untergründige Prinzip seiner Malerei. Zen ist keine Religion, sondern eine Form des radikalen Sehens. Der Geist wird geleert, nicht um leer zu sein, sondern um aufnahmefähig zu werden. In der Zen-Ästhetik – etwa in der Kalligrafie oder dem Bogenschießen – ist das Ziel nicht die Perfektion, sondern die vollständige Präsenz im Moment des Tuns. Genau in dieser Haltung liegt der Ursprung von Stehles Arbeiten. Die Farbe, der Strich, der Fleck – sie sind kein Ausdruck eines zuvor geplanten Konzepts. Sie entstehen aus einem Zustand absoluter Klarheit, in dem nichts mehr gewollt wird. Die Geste ist nicht kontrolliert, sondern wach. In der Praxis bedeutet das: Ein Bild beginnt für Stehle mit dem Aufhängen einer weißen Fläche – eine leere Leinwand, ein Papier, ein Grund. Dann folgt das Warten. Tage- oder wochenlang lebt er mit dieser präsenten Leere und entleert an Ihr. Bis der Impuls kommt. Nicht aus dem Willen, sondern aus dem Zustand. Dann – in wenigen Minuten – geschieht die Malerei. Ein Impuls, ein Akt, ein Satz. Und dann ist es vorbei. Diese Arbeitsweise widerspricht dem westlichen Konzept der Kunstproduktion fundamental. Sie ist nicht auf Dauer, Produktion, nicht auf Korrektur, nicht auf Werkcharakter angelegt. Sie gleicht der japanischen Tuschzeichnung, bei der der erste Strich der einzig mögliche ist – unwiederholbar. Was nicht gelingt, wird nicht verbessert. Es wird verworfen. Das Werk ist Spur.

Artist
gregor stehle


  • international erfolgreich
  • Hohes Sammlerpotenzial

Exhibition
Mai 2025 Munich,  „ÄTHER, DU BERAUSCHENDER, KOMM UND STREIF MICH.“ together with Christof Kindlinger und Doreh Schütz,  konsum163 contemporary


Publikationen
RAUM IST BEZIEHUNG.”, 2025.
163 ONE SIX THREE | art in print Verlag


Arbeiten im Atelier am Chiemsee.

Raum ist gegenseitige Resonanz

Bildliche Erregungsfelder. Was bei Twombly noch eine Denkspur ist, wird bei Stehle zu einer Spur des Nicht-Denks. In den vorliegenden Werken Gregor Stehles manifestieren sich all diese Prinzipien: Ein wuchernder dunkler Farbkörper auf Weiß – wie ein Windstoß auf einer Fläche, aus dem sich ein Vortex bildet. Nichts ist umrissen. Alles ist Präsenz. Die Farbe ist nicht Farbe, sondern Zustand. Eine Fläche, auf der sich lose Farbset- zungen verteilen – Rot, Blau, Gelb, Grün, Schwarz – wie Zeichen eines Systems, das keine Sprache hat. Die Felder stehen einzeln, aber sie ru- fen einander. Sie wollen nichts – sie sind. Und gerade dadurch sprechen sie. Eine Kreidezeichnung, zerfasert, zerkratzt, auf einer beigen Fläche – wie der Abdruck eines Denkens, das sich nicht artikuliert, sondern spürt. Nichts ist abgeschlossen. Alles ist Möglichkeit. Sie sind. Und sie fordern. Nicht weil sie laut sind, sondern weil sie sich entziehen.

Gregor Stehle vor Werk.

Raum, der denkt.

Gregor Stehle erlaubt dem Raum, Raum zu sein. Das klingt schlicht, ist aber eine fundamentale Provokation in einer Kunstwelt, die auf Bedeutung, Deutung, Inhalt ausgerichtet ist. Stehle stellt keine Fragen. Er stellt Zustände her. Seine Kunst ist nicht Aussage, sondern Hal-
tung. Kein Objekt, sondern Prozess. In einer Zeit, in der Bilder schrill und bedeutungsschwer sein müssen, bietet seine Arbeit eine radikale Gegen-
position: Sie ist leer – aber voller Spannung. Still – aber voller Kraft. Reduziert – aber voller Welt. Vielleicht ist genau das der entscheidende Punkt:
Dass Gregor Stehles Malerei nicht erklären will. Sondern erleben lässt. Nicht repräsentiert, sondern resoniert. Nicht besetzt, sondern befreit.
Und vielleicht beginnt genau dort die Zukunft der Malerei. Raum ist Beziehung. Und Beziehung ist die eigentliche Substanz der Welt.

Der Künstler.

OHNE TITEL, Ölwachsstift, 2020, 170 cm x 165 cm

"Ich male nicht. Ich setze etwas in die Fläche – und dann beginnt der Raum mich zu denken."

OHNE TITEL, Ölwachsstift / Wasserfarbe / Wandfarbe auf Papier, 2020, je 60 cm x 80 cm

Raum ist gegenseitige Resonanz.

exhibitions und bio

2025
ÄTHER; DU BERAUSCHENDER: (Gruppenausstellung); konsum163– contemporary, München

2007
«ZKM YOUniverse in Second Life, and Mobile Mashup Movie Matrix» media sculpture; Philip Pocock & Gregor Stehle, «SpacePlace::art in the age of orbitization, and Space Bike» virtual curatorial installation, YOU_ser: The Century of the Consumer, ZKM Karlsruhe, DE

2005
Philip Pocock & Gregor Stehle«Unmovie.net», ‚Database Imaginary‘ w. A.Heide, G.Stehle, Dunlop Art Gallery, Regina, and Blackwood Gallery, University of Toronto, CA

2004
«Unmovie::how to make your corner mandala» Philip Pock, Gregor Stehle, A.Heide, FS.Huber, F.Wuest, Resites, Galerie OBORO, Montreal, CA

«Unmovie::the mind cannot rest on anything», ‚Database Imaginary‘ w. Philip Pocock, Gregor Stehle, A.Heide, Walter Phillips Gallery, Banff, CA

2003
Unmovie (Two Tourists), Philip Pocock & Gregor Stehle, Axel Heide, Regina X and 1s+0s, in Future Cinema, ICC, Tokyo.

Unmovie (Long Curtain for a Short Festival) International Short Film Festival commission Philip Pocock, Gregor Stehle, Axel Heide and 1s+0s, Hull, UK.

Unmovie (Kiasma Extension Proposal), Philip Pocock, Gregor Stehle, Axel Heide and 1s+0s, in Future Cinema, Kiasma, Helsinki.

Unmovie (Stand-in & Tincam), Philip Pocock & Gregor Stehle, Peter Scupelli, Axel Heide and 1s+0s, in Critical Conditions: Information Atmospheres and Event Scenes, curated by Timothy Druckry, Wood Street Galleries, Pittsburgh, US

Unmovie (Fountain-Image) Philip Pocock with Gregor Stehle, Axel Heide and 1s+0s, in Chronofiles, Lotringer13, Munich.

2002
Unmovie (Wall-Image & Bubblecam Philip Pocock with Gregor Stehle, Axel Heide and 1s and 0s, in Future Cinema, ZKM Karlsruhe

 

2001

‘Environmental [ƒ]actors: art, education, audience’, Philip Pocock, Gregor Stehle, Vom Tafelbild zum Globalen Datenraum symposium, ZKM, Karlsruhe,

H|U|M|B|O|T (Trilogy, The Thing about Plastic) Philip Pocock with Gregor Stehle, Daniel Burckhardt, various Others, in Solitude in the Museum, Staatsgalerie Stuttgart.

H|U|M|B|O|T (A History of Grey & Mamcam) Philip Pocock with Gregor Stehle, Daniel Burckhardt, various Others. St. Etienne, France.

Gregor Stehle wurde 1973 in Karlsruhe geboren. Schon früh zeigte sich seine Nähe zur Kunst nicht als Entscheidung, sondern als Notwendigkeit. Es gab keinen Moment, in dem er „Künstler werden wollte“ – er war es einfach. In seiner Kindheit malte er im Garten auf großflächige Formate, nutzte die Räume des Elternhauses als Werkstätten und lebte mit Farbe wie mit einem Grundelement des Daseins. 1992 nahm er sein Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe auf. Obwohl er sich ursprünglich zur Malerei hingezogen fühlte, wurde er in die Bildhauerklasse von Professor Harald Klingelhöller aufgenommen – ein Umstand, der seine Wahrnehmung von Malerei nachhaltig prägte. Von Anfang an dachte er das Bild nicht als zweidimensionales Objekt, sondern als räumliches Ereignis, als etwas, das sich über die Fläche hinaus entfaltet und in Beziehung zur Architektur, zum Körper, zur Stille tritt. Nach seinem Abschluss und der Meisterschülerzeit begann eine Phase intensiver Ausstellungstätigkeit: Stehle nahm an Projekten im ZKM Karlsruhe, in Montreal, Tokio, Finnland und Brasilien teil. Seine frühen Arbeiten im Grenzbereich von Installation, Video und Konzeptkunst trugen noch Spuren der digitalen Euphorie jener Jahre. Doch bald wuchs das Bedürfnis nach Rückzug, nach Reduktion, nach Stille. 2005 verließ er den öffentlichen Kunstbetrieb weitgehend und zog sich für 10 Jahre in ein Zen-Kloster in Frankreich zurück. Dort lebte und studierte er als Mönch – nicht aus religiösem Eifer, sondern aus dem tiefen Wunsch heraus, das Denken zu entleeren, um einen neuen Blick auf die Welt zu gewinnen. Diese Erfahrung wurde zum innersten Kern seiner späteren Malerei: eine Kunst, die nicht repräsentiert, sondern Präsenz erzeugt; die nicht zeigt, sondern Raum schafft. Seit 2015 lebt Gregor Stehle wieder in Deutschland, heute im Chiemgau, malt in Küchen, Fluren, Wohnzimmern. Für ihn gibt es keine Trennung zwischen Leben und Kunst, zwischen Alltag und Atelier.

Neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit gründete er 2020 das Stefan-Holzmüller- Archiv, um das Werk eines Außenseiters der Art Brut und zu bewahren – der 2010 in seinem gemeinsamen Heimatort Grötzingen bei Karlsruhe verstorben ist. Ein Akt der Solidarität mit der ungeschliffenen Kunst, mit dem Unangepassten. Gregor Stehles Werk ist heute geprägt von radikaler Reduktion, geistiger Klarheit und einer tiefen, unaufdringlichen Spiritualität. Er arbeitet mit Papier, Leinwand, Tape, Acryl, Öl, Wachsstift – mit allem, was zur Hand ist. Seine Bilder tragen keine Titel, sie wollen keine Geschichten erzählen. Sie wollen Raum und Beziehung sein.

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konsum163
contemporary art gallery
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curator@konsum163.art+

Urban Gallery Tiber
in Kooperation mit
Galleria Tibaldi
Via Panfilo Cas

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