Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass wir die Welt als Linien wahrnehmen. Zumindest sind Linien das, was unser Gehirn benötigt, um seine Umwelt zu erkennen, zu gliedern und zu interpretieren. Das kommt nicht von ungefähr, denn unser Cortex bildet damit nur nach, wie uns die Welt auf den ersten Blick erscheint, nämlich als ein Gebilde aus horizontalen, vertikalen und diagonalen Linien, die die Formen der Dinglichkeit klar umreißen. Das macht es unserem Gehirnapparat einfacher, sich in der Komplexität der Imagination zurechzufinden. Farbe oder Strukturen sind nachrangig und machen die Welt einfach nur bedeutsamer.
jutta siebert
die welt ist eine linie.
Die Künstlerin Jutta Siebert hat in einem achtjährigen Prozess, in dem sie sich ausschließlich der Linie verschrieben hat, diese Erkennungsmaschinerie unserer Großhirnrinde malerisch und zeichnerisch erforscht. Sie folgte ihrem inneren Gefühl, den immens großen Farb- und Formenballast, der sie zuzuschütten drohte, abzuwerfen und die Reduktion auf die Linie als Weg der künstlerischen Befreiung zu gehen. Trotzdem oder gerade deshalb entstand ein beinahe wissenschaftlicher Umgang mit der Materie „Striche“, die in einer Einzelausstellung mit 50 Werken gipfelte und am Ende die Frage nach dem „Mehr“ hinter der Linie aufwirft.
Artist
Jutta Siebert
- International erfolgreich
- Wird international gehandelt
Publikationen
die welt ist eine linie.
163 ONE SIX THREE | art in print Verlag
Working process von “THE CROWD 1, 2 und 3” im Studio; 2024 © Jutta Siebert
ein universeller code
In zunehmenden Maße steht der Wunsch nach noch mehr Reduktion im Vordergrund und die Suche nach der Essenz, dem Wesen der Dinglichkeit in ihrer Malerei. Die für diese minimalistische Abstraktion notwendige Verlangsamung entspricht dabei nicht unbedingt dem Naturell der Künstlerin, denn die nach außen hin so ruhig auftretende Jutta Siebert ist im Inneren, wie sie selbst sagt, ein „Tempomacher“. Aber nur mittels Entschleunigung kann sie ihrem Ziel näher kommen, nämlich dem Aussortieren von Unwesentlichem und der Konzentration auf das, was nicht verloren gehen darf. Ihre Linienführung wird dabei noch pointierter und fast scheint es, dass ihr Schaffen von noch größerer Klarheit geprägt ist.
Die Künstlerin vor ihren Werken “LIGHTENING” (links) und “FEAR IS NO OPINION!” (rechts) 2024 © Jutta Siebert
wild strings meet colour
jutta siebert
In Jutta Sieberts Werk ist die Linie nicht nur Mittel zum Zweck, sondern sie führt in zunehmenden Maße ein Eigenleben. Die Linie scheint bei ihr eine eigene Persönlichkeit anzunehmen, im wahrsten Sinne des Wortes wesentlich zu werden. Dadurch entstehen fern jeder Abstraktion eigentümliche Figuren, Affektpersonas mit einer Gestik oder Mimik, die einem vertraut und zugleich fremd vorkommen. Diese eigentümlichen Wesen bilden einen eigenen Kosmos im Werk der Künstlerin.
Im Werk von Jutta Siebert nehmen Linien eigene Persönlichkeiten an, hier “LUCY”; 2023 © Jutta Siebert
“NO TITLE”; 2018 © Jutta Siebert
Die Künstlerin im Atelier, 2024 © Christiane Lohrig
Einsichten ins Atelier
2024
“HITZEFREI” auf der Staffelei – davor Skizzenbuch © Jutta Siebert
sign oder nicht sign, das ist hier die frage.
jutta siebert
“HITZEFREI” (Ausschnitt)
wild strings
meet color
Verschiedene Schaffensperioden der Künstlerin im Überblick © Jutta Siebert
vom wesen der linie.
2024
exhibitions und bio
2024
TRINITY – 3 Künstlerinnen konsum163, München
ONE, Gruppenausstellung konsum163, München
2023
umBau12, Ausstellung der Künstlergruppe umKunst, Museum Angermünde
– evolution – Ausstellung Galerie erstererster, Berlin
2022
„Fear is no Option!“ , solo show, Galerie ersterster, Berlin
„Ausstellung der Neuen“, group show, Gedok Berlin
18. Brandenburger Kunstpreis Neuhardenberg, Finalisten, Schloss Neuhardenberg
2020
SCHWARZWEISS „3x darfst Du raten“, group show, Ruppiner Tor, Gransee
„Frieden und Krieg“, Jahresausstellung der UM Kunst, Klosterkirche Angermünde
„Heisse Ware“, group show, KUNO 6. Kunstsalon, Ziegeleipark Mildenberg
„linked in between“, group show GEDOK (Frankfurt), Bronx Art Center, New York
artig Kunstpreis 2020, Kempten
17. Brandenburgischer Kunstpreis, group show, Schloss Neuhardenberg
artig Kunstpreis 2020, Finalisten, Kempten
2019
„unterm Strich“, solo show, Multikulturelles Centrum, Templin
„Spuren der Stille“, group show, „m“, BVBK, Potsdam
„ausgepackt!“, group show, Klosterkirche, Angermünde
2018
Preisträgerin des Uckermärkischen Kunstpreises, Ausstellungen in Angermünde, Templin, Prenzlau
3. Kunstsalon von KUNO, Kurt-Mühlenhaupt-Museum, Zehdenick Bergsdorf
2016
Uckermärkischer Kunstpreis, group show, Prenzlau
„vor Ort“, Rathaus, Seeheim-Jugenheim
2015
„Bilder“, Rosalienhof, Beenz (Uckermark)
2013
Künstlergruppe neongrau., Galerie des Hofguts, Reinheim
„Zwischenräume“, Ausstellung Internationaler Kunstpreis, Sparkassen Karlsruhe
„kopflos“ neongrau. group show, KUNSTimPULS, Seeheim-Jugenheim
„Zügels Tiere versus Modern Art(ists)“, group show, Wörth am Rhein
„Natur-Mensch“, 19. Ausstellung mit Kulturpreis zum Thema Nationalpark Harz, St. Andreasberg
2011
„Spiegelungen – Reflektion“, Ausstellung Internationaler Kunstpreis, Sparkassen Karlsruhe
„Striche im Kreuzfeuer“, KUNSTimPULS, Seeheim-Jugenheim
„Wasser – Fantasie und Wirklichkeit – Facetten eines Elements“, Ausstellung Messmer Foundation, „Tierisches“, KUNSTimPULS, Seeheim-Jugenheim
Jutta Siebert lebt und arbeitet in Lychen in der Uckermark – inmitten von unberührter Natur in einer geradezu paradiesischen Seenlandschaft. Geboren in Schweinfurt reift während ihrer Gymnasialzeit bereits der Wunsch, Kunst zu studieren. „Mein Vater hat mich zunächst mit seinem Unternehmer-Gen überzeugt – und ich habe für ihn und in Folge in der Veranstaltungsbranche gearbeitet.“ 2006 besinnt Jutta Siebert sich auf ihre ursprünglichen Fähigkeiten und studiert Kunst an der Freien Akademie ARTEFACT in Bonn, schließt 2010 mit der Meisterklasse ab. Sie gründet das Projekt KUNSTim PULS an der hessischen Bergstraße mit Kunstschule, Galerie und Atelierräumen. Überwältigt von der Fülle an Möglichkeiten verordnet sich die Künstlerin selbst eine „Diät“, beschäftigt sich acht Jahre lang konzentriert mit dem Thema „Striche“. Eine erfolgreiche Einzelausstellung beendet die regelrecht wissenschaftliche Erforschung des Sujets. Es folgen diverse Einzel- und Gruppenausstellungen. Während Studienaufenthalten in Laos, Kambodscha und auf Sansibar vertieft sie ihr künstlerisches Arbeiten. „Die Stille der Natur und die Abwesenheit von Menschen an meinem Lebensmittelpunkt in der Uckermark unterstützen meine Suche nach dem Wesentlichen. Seit der Pandemie entsteht in mir immer stärker der Wunsch nach Reduktion, der Suche nach der Essenz“, erklärt die Künstlerin.
Jutta Siebert ist Preisträgerin des Uckermärkischen Kunstpreises 2018, 2022 ist sie beim 19. Brandenburger Kunstpreis im bekannten Schloss Neuhardenberg bei der Ausstellung der Finalisten vertreten.
Als Mitglied der GEDOK Frankfurt, der GEDOK Berlin und UM Kunst steht für Jutta Siebert vor allem die Vernetzung und gegenseitige Unterstützung von KünstlerkollegInnen im Mittelpunkt. Ihr eigenes Werk ist in verschiedenen Sammlungen vertreten.