ART DECODE – CORNELIA BIER IM INTERVIEW
Die Künstlerin Cornelia Bier vor ihrem Werk „POOL“
© Photo by © konsum163
Brigitte Oberlik-Burtscher zusammen mit Galeristen Carsten Lehmann in ihrem Atelierhaus im Wienerwald © konsum163
Cornelia Bier zerlegt eine vertraute, vermeintliche Realität in fundamentale Farb- und Gestik-Bausteine, hier „DIE LETZTE NACHT MIT JULIE“ © konsum163
The Making of des Werks und Films von „DIE LETZTE NACHT MIT JULIE“: Die Künstlerin zusammen mit dem Galeristen Carsten Lehmann – Vorbereitungen und Umsetzung im Studio in Saarbrücken © konsum163
Making of „die letzte nacht mit julie“
Ein Atelier, eine Plexiglasscheibe, eine Kamera und natürlich die Künstlerin selbst. Das Werk „die letzte nacht mit julie“ auf Plexiglas ist ein faszinierendes Beispiel für die künstlerische Freiheit und Experimentierfreude von Cornelia Bier. Die Künstlerin hat zusammen mit uns ein Experiment gewagt und live eine Plexiglasscheibe – quasi verkehrt herum, von hinten – bemalt, während wir filmen durften. Entstanden ist neben dem beeindruckenden Kunstwerk ein eindrucksvoller Film. „Das Making of von ‚die letzte nacht mit julie‘ zeigt, neben der malerischen Meisterschaft und der unglaublichen Mechanik, wie Cornelia Bier die uns so vertraute, vermeintliche Realität in ihre fundamentalen Farb- und Gestik-Bausteine zu fragmentieren versteht“, so Galerist Carsten Lehmann. Für ihn wirkt das entstandene Bild wie ein Sommerabend. „Ich sehe da zwei Personen, die im Gras liegen, den Sommerduft einatmen – es riecht nach Flieder. Ein Werk mit einer ganz besonderen Stimmung und Eleganz.“
one} ENERGIE 2 (Ausschnitt)
120 x 140 cm, 2021, Acryl auf Leinwand
two} DIE LETZTE NACHT MIT JULIE
100 x 100 cm, 2024, Acryl auf Plexiglas
three} REFRESHING
120 x 120 cm, 2022, Acryl und Kohle auf Leinwand
four} ENERGIE 1
120 x 140 cm, 2021, Acryl auf Leinwand
five} WENN ES SOMMER IST
120 x 140 cm, 2024, Acryl, Oilsticks und Kohle auf Leinwand
six} ENERGIE II
120 x 140 cm, 2021, Acryl auf Leinwand
seven} THE APPEARANCE OF INNONA
110 x 90 cm, 2024, Acryl und Oilsticks auf Leinwand
eight} LA DANSE
495 x 295 cm, 2020, Acryl auf Leinwand
(c) konsum163
Cornelia Bier über ihre Welten in der Malerei
konsum 163:
Wenn du ein neues Werk vorbereitest oder mit einem neuen Bild beginnst, machst du dir dann vorher Gedanken? Oder wie beginnst du deine Bilder?
Cornelia Bier:
Wenn ich ein neues Bild vorbereite, gehen dann oft Stunden voraus, in denen ich scheinbar nicht aktiv bin. Also ich schaue mir Dinge an. Ich denke über vieles nach. Und dann bereite ich mir die Leinwand vor und richte mit die Farben hin. Und dann kommt ein Moment, dann kommt der Impuls. Und dann fange ich an, schnell gestisch zu arbeiten.
konsum 163:
Entsteht dann von den Eindrücken, die zu einem Bild führen, auch ein konkretes Bild, ein konkreter Name, ein konkreter Titel oder nur ein Gefühl?
Cornelia Bier:
Das ist unterschiedlich. Manchmal habe ich einfach ein Gefühl, oft denke ich an verwelkte Blumen oder Bäume, Baumkronen, ein Geäst. Mich sprechen auch Linien in der Landschaft sehr an. Besonders auch Formen in Blütenwelten, die sibirische Iris, Tulpen, Rosen und vor allem Sonnenblumen. Das finde ich unglaublich faszinierend, diese Veränderung in Form und Farbe. Und durch diese Wandlung wird es immer noch spannender und interessanter.
konsum 163:
Also generell ist es so, die Natur ist eine große Inspirationsquelle für dich. Was die Natur gibt, das sind die Lichtblitze, die in deinem Kopf Dinge auslösen.
Cornelia Bier:
Das ist meine große Inspiration: die Natur. Ganz genau. Auch die Vergänglichkeit, wie Dinge zerfallen und die Transformation. Das interessiert mich. Es geht ja nicht kaputt, es wandelt sich.
konsum 163:
Wir haben ja auch in dem ArtistBook, das wir für dich gemacht haben, deine Malerei als Art Decode bezeichnet, also diese Dekodierung der Realität, in der eigentlich die Zerfallsprozesse oder die Einzelteile, die entstehen, wenn etwas zerfällt oder, wenn man energetisch, in diesen einbricht, darstellt. Und dann entstehen ja noch viel größere Welten als bisher. Das ist dein Thema, du versuchst den Inhalt aufzulösen, vom dem Offensichtlichen.
Cornelia Bier:
Ja, ich versuche dem auf den Grund zu gehen. Ich versuche herauszufinden, wie diese große Welt, die sich wieder unterteilt in viele kleinen Geschichten und Welten und Veränderungen, darzustellen. Und dabei finde ich es auch unheimlich spannend, was Farbe bewirkt, was Farbe ausmacht und wie sich Farbe verändert. Ein Grün ist ja nicht immer ein Grün. Das sind ganz viele Facetten darin, ganz viele andere Töne. Und das ist ja das, was auch diesen Prozess zeigt. Im Grunde genommen ein Zerfallen oder auch ein neues Entstehen der Welt.
Impressionen im Atelier und verschiedene Ausstellungen mit Werken von Cornelia Bier © konsum163